Branchenfremde denken beim Wort „Treatment“ an Spa und Massage – auch die Rechtschreibkorrektur beim Verfassen dieses Textes schlägt sofort „Behandlung“ vor.
Doch auch innerhalb der Filmbranche versteht nicht jede*r exakt das Gleiche unter dem Begriff. Denn – wie immer beim Thema Drehbuch – bewegen wir uns hier nicht in einer exakten Wissenschaft mit genau definierten Begrifflichkeiten.
Zeit etwas, Licht ins Dunkel zu bringen. Denn in der normalen Stoffentwicklung ist das Treatment oft die wichtigste (und letzte) Vorstufe zum Drehbuch.
Im Folgenden will ich erklären, was ein Spielfilm-Treatment (oder Episoden-Treatment) genau ist, wie so ein Treatment in Deutschland üblicherweise aussieht, was es beinhaltet und wie es sich von anderen Entwicklungsstufen wie Pitch, Exposé, Outline oder Drehbuch unterscheidet.
Und ich werde die Frage klären, warum ein gutes Treatment für das Gelingen eines Drehbuchs so wichtig sein kann – und was ich dafür als Drehbuchautor empfehle.
Inhaltsverzeichnis
ToggleWas ist ein Treatment?
Also, gleich mal vorweg: DAS Treatment gibt es nicht. Treatments unterscheiden sich von Stoff zu Stoff, von Format zu Format von Autor*in zu Autor*in.
Und vor allem auch: Von Land zu Land. Hier im Text beziehen ich mich auf den deutschen Markt und die dort üblichen Treatment-Formen.
Aber auch, wenn wir nur Deutschland betrachten, stellen sich weitere Fragen: Für wen ist das Treatment denn gedacht? Ist es ein internes Arbeitspapier für die ganz persönliche Stoffentwicklung, ein vertraglich vorgeschriebener Entwicklungsschritt oder am Ende sogar ein Verkaufspapier, mit dem du Produktionsfirmen, Sender oder Förderer überzeugen willst?
Doch trotz der unterschiedlichen Zwecke und Auslegungen gibt es ein paar essentielle Punkte, die alle Treatments gemeinsam haben.
Ich möchte dir anhand meiner eigenen inzwischen fast schon 20-jährigen Erfahrung im professionellen Schreiben von Drehbüchern zusammenfassen, was du über Treatments wissen musst.
Dabei kann ich nicht nur auf zahlreiche eigene Treatmentszurückblicken und auf die von Kolleg*innen, die ich gelesen habe, sondern auch auf mehrere hundert Treatments, bei denen Robert Krause und ich die Teilnehmer*innen unserer Seminare an der Filmhochschule München, der Filmakademie Ludwigsburg oder andernorts begleitet haben.
Okay… Also, raus mit der Sprache: Was ist denn jetzt ein Treatment?
Aussehen & Länge
Ein Treatment sieht erstmal recht unspektakulär aus: Es sind mehrere Seiten Fließtext, die (bitte, bitte) durch Absätze gegliedert sind. Und eine Titelseite ist ebenfalls Pflicht.
Schon bei der Länge können sich Treatments aber gehörig unterscheiden, selbst wenn wir Treatments des gleichen Formats, also z. B. eines Spielfilms anschauen. Da gibt es Kurztreatments, die 10 Seiten lang sind, aber auch Werke von 25–30 Seiten Länge. Bei Treatments für Episodenfolgen musst du, je nach Länge der Folge, ein paar Seiten abziehen.
Warum also diese großen Längenunterschiede?
Einfach gesagt bestimmt hier der Zweck meist auch den Umfang.
Je mehr das Treatment als ein erster Eindruck, bzw. als Verkaufspapier gedacht ist, desto knapper sind die Treatments oft. Ganz einfach, weil hier eher die Essenz der Story vermittelt werden soll, als schon ihre ganze Detailfülle. Erstmal gilt es hier die Neugier der Erstleser*innen zu wecken. Und das gelingt besser mit einem gröberen Überblick, als mit vielen Details.
Produzent*innen werden es dir danken, wenn du sie nicht gleich mit Details erschlägst. Um ganz ehrlich zu sein: Eine überschaubare Treatment-Länge wird die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es in den Produktionsfirmen oder Sendern überhaupt jemand liest!
Auch manche Förderanstalten haben bei der Einreichung zur Drehbuchförderung eine Längenbegrenzung (die Filmförderanstalt FFA setzt z. B. ihre Obergrenze bei 12 Seiten an). Wir empfehlen in unserer Masterclass „Treatment in 5 Tagen“ auch eine Länge von ca. 12 Seiten.
Ist das Treatment hingegen kein Verkaufspapier mehr, mit dem du Produktionsfirmen, Sender oder Förderungen für deinen Stoff begeistern willst, dann kann und darf es durchaus länger werden.
Denn dann dient das Treatment als konkrete Vorstufe im Entwicklungsprozess hin zum Drehbuch. Und je nachdem, wie viel Story-Details die Mitstreiter*innen (sprich Firmen, Sender, Förderer) einfordern oder du selbst für nötig hältst, um deinen Stoff den Mitstreiter*innen zu vermitteln, desto länger kann ein Treatment werden.
Denn die Detailfülle bestimmt die Länge des Treatments.
Und was soll denn jetzt drinstehen?
Inhalt
Handlung
Ein Treatment erzählt die Geschichte deines Spielfilms (oder auch deiner Episodenfolge) in Prosaform von Anfang bis zum Ende.
Die Leser*innen erfahren also die Handlung, in der film-chronologischen Reihenfolge, sprich in der Reihenfolge, in der sie sich später auch im Drehbuch und noch später dann in der (hoffentlich erfolgten) Verfilmung abspielen soll.
Aber eine rein sachliche Handlungszusammenfassung wäre eher eine Synopsis, als ein Treatment. Ein Treatment soll nicht nur grob den Inhalt, sondern die Essenz deines Stoffes rüberbringen.
Figuren, Welt & Tonalität
Dazu gehört nicht nur der Plot, sondern auch die wichtigsten Figuren deiner Geschichte, sowie die Welt, in der deine Story spielt. Und bitte vergiss die Tonalität nicht. Ein zu sachlich und trocken beschriebener Komödienplot wirkt schnell sehr, sehr unlustig.
Sind Welt oder Setting deiner Story ungewöhnlich (weil die Story z. B. in einem Fantasy-Universum voller rachsüchtiger Mückenkrieger und stolzer Fliegenklatscher spielt …), dann musst du dir auch im Treatment entsprechend mehr Zeit, sprich Platz nehmen, um die essentiellen Details deiner Welt, Story und Figuren zu erklären.
Im Idealfall gelingt dir das elegant im Treatment selbst. Es ist aber genauso okay, ein paar Worte zu Welt oder Setting abgesetzt vor dem eigentlichen Treatment zusammenzufassen. Je nachdem, was dir verständlicher und unterhaltsamer erscheint.
Nimm die Leser*innen bei der Hand.
Behandele sie aber im Gegenzug auch nicht wie Kleinkinder, denen jede Winzigkeit erklärt werden muss. Denn dann wird aus der wohlmeinend gereichten Hand bald Bevormundung. Und wer wird schon gerne bevormundet?!
Du merkst vermutlich schon jetzt: Das Treatment ist ein ständiger Spagat zwischen spezifischen Details und Zusammenfassung. Aber dazu später noch mehr.
Was ist mit Auflistungen von Figuren, Locations oder anderen einleitenden Worten?
Auch hier gibt es keine festen Regeln. Meist versuche ich die wichtigsten Figuren im Treatment-Text mit vorzustellen. Dabei lohnt es sich die Namen wichtiger Figuren, beim ersten „Auftritt“ in der Story in GROSSBUCHSTABEN oder fettgedruckt hervorzuheben. Das signalisiert deinen Leser*innen, dass diese Figur vorher noch nicht in der Geschichte vorgekommen ist und erleichtert die Orientierung.
Und wie immer: Orientierung ist gut!
Du darfst auch gerne im Treatment-Text ein, zwei Sätze zum Charakter der Figur verlieren, ihrer Backstory, was auch immer dir wichtig erscheint.
Einleitungen und Extra-Infos
Ich habe aber auch schon Treatments geschrieben, bei denen ich für die drei, vier wichtigsten Charaktere eine winzige Charakterbeschreibung VOR den Treatment-Text gestellt habe. Auch hier entscheide ich von Fall zu Fall. Jeder Stoff hat da seine eigenen Herausforderungen.
Was ich ebenfalls häufiger an den Anfang stelle, ist eine Art Pitch oder Verkaufs-Logline. Also die Story in 1-3 Sätzen zusammengefasst. Ein Appetizer, der den Lesenden Orientierung gibt, auf was für eine Story sie sich da einlassen. Und der hoffentlich ihr Interesse weckt. Wenn du also eine Logline vorneanstellst, dann sollte die Lust auf den Stoff machen!
Was du dir sparen kannst, sind Auflistungen der Charaktere wie bei einem Theaterstück oder Auflistungen von Locations. Das liest sich oft trocken und hilft erst mal kaum weiter.
Wenn du dich entscheidest irgendetwas vor deinen Treatment-Text zu setzen, dann fasse dich bitte kurz und denke daran, die Lesenden auf deine Story einzustimmen, sie zu unterhalten, zu fesseln und nicht durch lange oder noch schlimmer langweilige Vorreden abzuschrecken.
Dialoge im Treatment
Ausgeschriebene Dialoge gibt es im Treatment eher selten. Denn damit begibst du dich ins Szenische – und das ist eigentlich die Aufgabe des Drehbuchs.
ABER: Das heißt im Gegenzug nicht, dass sich nie Dialogfetzen im Treatment befinden dürfen. Manchmal sagt ein Dialogsatz mehr über eine Figur und ihre Haltung, als ein ganzer beschreibender Absatz. Also: Wenn es dem Flair, der Tonalität und vielleicht sogar der Präzision der Erzählung hilft, dann rein damit! Aber bitte SPARSAM dosieren. Denn sonst werden aus 12 Seiten ganz schnell 40 …
Analog zu den Dialogen verhält es sich mit Beschreibungen von szenischen Handlungen oder visueller Details. Wenn sie helfen, rein damit. Aber auch hier: SPARSAM damit umgehen.
Anfänger*innen vertrauen oft nicht genug auf die Fantasie der Lesenden.
Weniger ist manchmal mehr.
Was ist eher nicht im Treatment zu finden?
Im Treatment wird noch nicht jede einzelne Szene des geplanten Drehbuchs zusammengefasst. Das wäre viel zu viel Detailfülle. Dazu ist eine Sonderform des Treatments da, das Bilder-Treatment. Hierzu aber auch später mehr.
Ein Treatment muss zwar die wichtigsten Erzählbögen von Anfang bis Ende skizzieren, aber es lässt auch immer wieder Szenen und Details aus. Je mehr Detailfülle, desto (über)fordernder für dein Lese-Publikum. Vor allem für Erstleser*innen, die noch nicht mit deiner Story vertraut sind.
Das Treatment gibt uns zwar einen umfassenden Überblicküber die Geschichte, aber es ist auch noch ein Versprechen. Nämlich das Versprechen, dass deine Story die Grundlage für ein mitreißendes Drehbuch bieten wird. Das Versprechen solltest du nicht mit der Einlösung des Versprechens verwechseln!
Stil & Charakter
Dynamisches Erzählen
Weil du beim Treatment-Schreiben immer wieder den bereits erwähnten Spagat hinlegen musst zwischen Tonalität & Spezifizität und präziser Zusammenfassung, lohnt es sich beim Schreiben in die Geschichte wechselweise tiefer einzutauchen, um danach wieder den Blick auf das Große und Ganze herzustellen und Handlung großzügig zusammenzufassen.
Ich nenne es: REINZOOMEN und RAUSZOOMEN. Das heißt nichts anderes, als dass du den Lesenden an gewissen Punkten tiefer in die Details der Story eintauchen und sie das Feeling deiner Geschichte kosten lässt: Wie soll sich der Film später mal anfühlen? Gib einen kleinen Vorgeschmack und schildere emotional oder tonal wichtige Momente in größerer Detailfülle.
Nur um dann wieder ganze „Kapitel“ der Geschichte in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Im Extrem also: „Während Jana und Marc alles versuchen, den Atomreaktor vor der Kernschmelze zu bewahren, verlieben sie sich ineinander.“
Solche zusammenfassenden Passagen ermöglichen es dir nicht nur, die Geschichte in einem vertretbaren Umfang zu halten, sondern können auch die Phantasie der Leser*innen befeuern.
Denn im Idealfall löst es bei ihnen ein Kopfkino aus, in der sie sich ausmalen, was da im Detail alles passieren könnte.Das involviert die Leser*innen in die Story. Und es weckt den Hunger auf MEHR.
Keine Betriebsanleitung
Ein weiterer wichtiger Faktor ist: DEINE HANDSCHRIFT. Nichts nimmt mich als Leser mehr mit, als wenn ich die Tonalität des Stoffes auch im Tonfall der Schreibenden wiederfinde. Und niemand bekommt einen Preis dafür, ein möglichst neutrales Treatment zu schreiben. Ein Treatment ist keine Betriebsanleitung für eine Fritteuse.
Zeig uns schon darin, wie du formuliert, wo die Reise hingeht. Ein Treatment ist ein Prosa-Text. Also nutz das zu deinen Gunsten! Wenn du im Treatment packende Prosa schreibst, dann wächst das Vertrauen der Lesenden enorm, dass du es auch schaffen wirst, ein mitreißendes Drehbuch zu verfassen!
Die emotionale Reise
Das Nächste ist eine der wichtigsten Empfehlungen, die ich fürs Treatment-Schreiben habe. Vielleicht sogar DER wichtigste Tipp von allen. Also aufgepasst!
Beschreibe nicht nur die äußere Handlung, sondern schildert auch die EMOTIONALE REISE der Hauptfigur(en).
Gerade weil du ja nicht jede einzelne Szene im Detail ausführen kannst, solltest du deine Leser*innen wissen lassen, wie sich deine wichtigsten Figuren emotional weiterentwickeln! Was sind große innere Wendepunkte der Figur? Was emotionale Höhe- und Tiefpunkte?
Manchmal schreibe ich sogar direkt wichtige Gedankengänge der Hauptfiguren mit ins Papier – Was für ein Idiot! – Das kann auch nur ihm passieren! – Sind jetzt alle verrückt? Denn manchmal bringt das die Emotionen der Figuren am schnellsten auf den Punkt.
Für alle Emotionen gilt: Wenn du sie nicht in irgendeiner Form in den Text schreibt, dann können die Lesenden nur mutmaßen. Und sie werden möglicherweise denken, dass der Stoff nicht emotional genug ist. Ja, er könnte sie vielleicht sogar kalt lassen. Und du willst doch das Gegenteil erreichen!
Fragen stellen
Es ist übrigens auch vollkommen legitim Fragen, die sich die Figuren im Stoff stellen oder die sich das Publikum an gewissen Stellen deiner Geschichte stellen soll, auch im Treatment als solche zu formulieren. Wie kann sie jetzt jemals nach Hause zurückkehren? Was will der alte Mann von ihr? Warum ist das Kraftwerk nicht schon längst explodiert?
Das kann der emotionalen Verständlichkeit deiner Story dienen, gleichzeitig aber auch Stimmungen und Gefühle verstärken. In jedem Fall zwingt es die Lesenden geradezu, sich selbst diese Fragen zu stellen – und dadurch tiefer in deine Charaktere und deine Story einzutauchen.
Flexibel bleiben
Jeder Stoff hat andere Anforderungen. Jeder Stoff muss insofern auch anders vermittelt werden.
Manchmal ist eine gewisse Ausführlichkeit im Treatment notwendig. Zum Beispiel, erschließt sich der Reiz eines Thrillers vielleicht erst, wenn ich seine raffinierten Plot-Twists verstehe. Dann lohnt es sich, das Treatment ein paar Seiten länger zu schreiben. Oder den Fokus auf die Finten des Plots zu legen.
Wenn du ein Drama entwickelst, dass in erster Linie von der emotionalen Reise der Hauptfiguren und deren Interaktion lebt, dann lege darauf den Fokus. Gib uns vielleicht ein bisschen mehr Figurendetails und Emotionen, als üblich:
- Bei einer Komödie will ich auch im Treatment lachen.
- In einem Horrorfilm möchte ich verstehen, worüber ich mich Gruseln soll.
- Der atmosphärische Coming-of-Age-Stoff muss mir einen Vorgeschmack von eben jener Atmosphäre geben.
Gestaltung
Das Wichtigste an deinem Treatment ist der Inhalt. Punkt.
Wenn der Inhalt keinen mitreißenden Film oder mitreißende Serienfolge verspricht, dann kann dich auch die beste äußere Form der Welt nicht retten.
Wenn der Inhalt überzeugt, dann kann es aber trotzdem nicht schaden, ihn auch ansehnlich zu verpacken. Denn um den Inhalt zu würdigen, muss ihn erstmal jemand lesen.
Die Gestaltung des Treatments ist dabei dir überlassen, weil es keine Standardformatierung für Treatments gibt.
Trotzdem gibt es auch hier ein paar Tricks, wie du den Text konsumierbarer machen kannst. Und alles, was du tun kannst, um jemand dazu zu bringen, in dein Treatment reinzulesen und dann auch dranzubleiben, hilft!
Ein Absatz zu den Absätzen
Ganz wichtig: Die Entertaste ist dein Freund. Mach Absätze. Niemand will das Gefühl haben, von Text erschlagen zu werden. Also gliedere den Text in Absätze und nutze das Weiß zwischen den Zeilen, um deinen Gedanken zusätzlich Struktur zu geben.
Gleichzeitig geben Absätze deinem Text und damit deiner Story auch einen Rhythmus. Worte die am Ende eines Absatzes stehen können bei den Lesenden „nachklingen“. Das Weiß zwischen den Absätzen wirkt wie eine kleine Pause. Sie erlauben den Leser*innen das gerade Gelesene zu verarbeiten, sich auf den folgenden „neuen“ oder „nächsten“ Aspekt der Story einzustellen oder sie können auch die Spannung erhöhen. Warum?
Weil wir alle wissen wollen, wie es weitergeht.
Und notfalls ist das Treatment lieber ein, zwei Seiten länger, als dass du möglichst viel Text auf wenig Raum presst und die Lesenden damit erstickst.
Zwischenüberschriften
Du musst nicht, aber du kannst, wenn es der Gliederung oder dem Fluss deines Treatments hilft, gerne auch mit Zwischenüberschriften im Text arbeiten. Ich nutze das manchmal, um heimlich die Struktur des Filmes mit „hineinzuschmuggeln“ – und verwende dabei gerne die dramatischen Fragen, die die Handlung meines Stoffes vorantreiben als Zwischenüberschriften. Da ich selbst bei Spielfilmen nach dem 8-Sequenz-Modell arbeite, kann es als durchaus vorkommen, dass es in meinem Treatment 8 Zwischenüberschriften gibt – pro Sequenz eine.
Schriftgröße & Zeilenabstand
Das lässt sich auch auf die Schriftgröße und den Zeilenabstand übertragen:
Zu kleine Wimmelschrift hilft dir genauso wenig weiter, wie minimaler Zeilenabstand. Wähle eine Schriftgröße im Bereich 11–13 (das variiert natürlich von Schriftart zu Schriftart) und einen ausreichenden Zeilenabstand, je nach Programm 1,25–1,5.
Titelseite
Vergiss auf keinen Fall eine Titelseite mit deinem Namen und einer E-Mail-Adresse, unter der du kontaktiert werden kannst! Denn nur wenn du deinen Namen draufschreibt, kannst du auch eindeutig als Autor*in identifiziert werden. Du kannst hier ruhig schreiben „Ein Treatment von…“ und das Ganze mit einem Datum versehen.
Auch hierzu ein Tipp: Wenn das Treatment schon ein Jahr oder älter ist, du es aber aus gegebenem Anlass verschickst, weil du dich z. B. mit einer Produktionsfirma über Stoffideen unterhalten hast, etc., dann würde ich ein etwas aktuelleres Datum daraufsetzen. Denn niemand liest gerne „angestaubte“ Stoffe …
Zweiter Tipp: Wenn du nicht ohnehin schon einen Entwicklungsvertrag mit einer Firma oder einem Sender hast und dein Treatment ein „Verkaufspapier“ ist, dann würde ich auch nie auf das Dokument schreiben, um was für eine Fassung es sich handelt.
Interne Fassungsangaben können für dich nützlich sein, um deine Stoffe zu organisieren. Aber niemand da draußen muss interessieren, ob du jetzt die Fassung 1.0 oder die 5.7 verschickst. Das irritiert im Zweifelsfall eher und führt vielleicht zu falschen Urteilen:
„Selbst bei Fassung 5.7 ist sie*er noch nicht weiter mit dem Stoff?“
Oder:
„Warum schickt er*sie mir eine allererste Fassung?“
Fassungsangaben auf dem Titelblatt und im Dateinamen werden erst dann notwendig, wenn du in einem Vertragsverhältnis stehst und die vertraglich vereinbarten Fassungen abgibst. Dann können nämlich Ratenzahlungen deiner Gage davon abhängen …
Mögliche Ergänzungen
Solltest du großes Photoshop-Talent haben, dann kannst du natürlich auch eine Titelseite gestalten oder ans Ende des Treatments ein Moodboard hängen.
Das ist aber wirklich ein Bonus. Niemand erwartet das. Und wenn du nicht ganz so talentiert mit Photoshop & Co bist (so wie ich zum Beispiel), dann lass lieber die Finger davon. Eine schlichte Titelseite ohne Grafik verschreckt niemanden, ein schlecht gestaltetes Cover sehr wohl.
Zweck & Ziel
Am einfachsten ist zu sagen, welchen Zweck es nicht hat:
Es wird nicht als literarisches Dokument veröffentlicht werden – außer vielleicht du selbst stellst es auf deine Homepage. Genau deshalb wirst du auch kaum Treatments im Internet finden.
Treatments sind oft
- Eine Vorstufe zum Drehbuch, das du selbst entwickeln wirst, also ein Arbeitspapier
- Ein Arbeitsschritt in der Stoffentwicklung, den eine Produktionsfirma oder ein Sender beauftragt
- Ein Verkaufswerkzeug, mit dem du das Interesse von Sendern oder Produktionsfirmen weckst
- Eine Voraussetzung für die Einreichung bei Wettbewerben oder zur Beantragung von Drehbuchförderung
- Ein Arbeitspapier mit dem du eine Idee für dich selbst „austestet“
Für wen ist ein Treatment gedacht?
Die Frage ist im Wesentlichen immer: Wer ist dein PUBLIKUM?
Und damit meine ich nur in zweiter Linie das Publikum deines Stoffes, das später im Idealfall im Kino oder vor den Bildschirmen sitzen wird.
Nein, ich meine, wer sind die LESER*INNEN deines Treatments?
Du wirst anders formulieren, wenn das Treatment nur als Arbeitsschritt für dich selbst dient, als wenn du für Produktionsfirmen, Sender oder Förderer schreibst. Das heißt nicht, dass du deine Story jedesmal ändern musst.
Aber dir sollte klar sein: Wo stehst du gerade in der Entwicklung und was bezweckst du mit dem Treatment?
- Geht es darum Mitstreiter*innen im Ernstkontakt an Bord zu holen? Dann ist der Verkaufsaspekt wichtig: also zeige die Stärken deines Stoffes. Mach ein Versprechen an die Leser*innen und verliere dich nicht in Details.
- Sollen vielleicht auch Schauspieler*innen schon früh für das Projekt gewonnen werden? Dann müssen die Figuren, deren Konflikte und emotionalen Reisen besonders klar werden.
- Oder bist du zusammen mit deinen Partner*innen schon weit in der Entwicklung fortgeschritten und du willst Produktion und Sender dazu bewegen dir grünes Licht für ein Drehbuch zu geben? Dann kann es helfen ausführlicher in die Handlung einzutauchen und mehr in die Details zu gehen, als in einem Arbeitspapier.
Sei dir also bewusst, was das ZIEL ist, das du mit dem Treatment verfolgst und berücksichtige das entsprechend beim Schreiben.
Muss ich immer ein Treatment schreiben?
Wenn du nur für dich schreibst und ohnehin ins Drehbuch gehen willst, brauchst du dann überhaupt ein Treatment?
Nicht zwangsweise. Du könntest auch eine Outline schreiben, in der du die Geschichte stichpunktartig zusammenfasst. Oder deine Story auf Karteikarten zusammenfassen. Oder dich sofort ins Drehbuch stürzen.
Allerdings kann es auch in diesem Fall für dich sehr gewinnbringend sein, wenn du dich zumindest in Kurzform einmal von A bis Z durch deinen Stoff hindurchschreibst. Du wirst ein anderes Gefühl für deine Geschichte bekommen und womöglich Antworten auf folgende Fragen finden:
- Wo sind noch Lücken?
- Wo hast du schon viele Ideen?
- Wo verstehst du die Figuren?
- Wo vielleicht noch nicht so ganz?
- Und als Bonus kannst du ein wenig mit deiner Tonalität experimentieren: Was für eine Tonalität passt zum Stoff?
- Was für eine Tonalität liegt dir persönlich am besten?
Abgrenzung von anderen Text-Formen
Es gibt ja noch andere Entwicklungsstufen des Drehbuchs in der Film- und Serienentwicklung. Wie unterscheiden sich diese vom Treatment?
Treatment vs. Exposé & Pitch
Ein Treatment ist in der Regel länger als ein Exposé (5–10 Seiten) und auf jeden Fall länger als ein Pitch (1–5 Seiten). Dennoch können ein kurzes Treatment und ein langes Exposé eine ähnliche Seitenfülle haben.
In einem Treatment solltest du jedoch im Gegensatz zum Exposé die Erzählbögen in ihrer Gänze festhalten. So enden z. B. Exposés schon mal mit einer Art Cliffhanger, also der Frage:
Wie wird das wohl ausgehen?
Im Treatment hingegen musst du den Lesenden verraten, wie die Geschichte ausgeht. Die inhaltlichen Raffungen und Auslassungen, die du im Treatment auch gelegentlich machen musst, sind im Exposé noch wesentlich häufiger und wichtiger.
Oft ist es im Exposé auch so, dass du die die Prämisse, also die Ausganssituation der Story detaillierter beschreibst, während du die großen Handlungsbögen (vor allem in der zweiten Hälfte des Stoffes) oft nur sehr grob zusammenfasst. Ein Exposé ist somit noch deutlich mehr ein „Versprechen“, während du im Treatment schon konkreter beantworten musst, wie du die Geschichte erzählen wirst.
Treatment vs. Bildertreatment
Eine wichtige Abgrenzung gibt es noch zum oben bereits erwähnten Bildertreatment. Das ist inzwischen ein in der professionellen Stoffentwicklung eher selten verlangtes Dokument.
Es stellt eine weitere Entwicklungsstufe zwischen Treatment und Drehbuch dar. In einem Bildertreatment ist die Storyline des Treatments dann schon in Szenen mit Szenenüberschriften eingeteilt. Es gleicht also in seiner Struktur schon stark der des Drehbuchs.
Auslassungen und grobe Zusammenfassungen sind hier nicht mehr möglich, da jede Szene einzeln aufgeführt wird. Bildertreatments sind entsprechend länger, irgendwo zwischenca. 25–50 Seiten, also fast „halbe Drehbücher“, in denen einfach noch nicht alle Dialoge und Szenendetails ausgearbeitet sind.
Eine kleine Warnung: Bildertreatments sind oft für Außenstehende schwer zu lesen. Aufgrund ihrer Länge und Detailfülle ist es hier wesentlich schwerer, den strukturellen Überblick zu behalten.
Gleichzeitig sind die Szenen aber eben noch nicht richtigausgearbeitet und können so ihre volle dramatische Wirkung noch nicht entfalten. Leser*innen müssen dramaturgisch sehr geübt sein, um Bildertreatments „richtig“ lesen zu können.
Ich persönlich verwende bei manchen Projekten Bildertreatments. Allerdings meist nur als „internen“ Zwischenschritt zwischen Treatment und Drehbuch. Sobald ich also den Auftrag bekomme, ein Drehbuch zu schreiben, erstelle ich für mich selbst zuerst ein Bildertreatment.
Ob ich diesen erneuten Zwischenschritt benötige, das entscheide ich dabei von Stoff zu Stoff.
Unterschied von Treatment und Drehbuch
Das Treatment ist die Vorstufe zum Drehbuch. Doch wie genau sähe das aus, wenn wir aus dem Treatment ein Drehbuch erstellen?
Hier ein Beispiel für den Unterschied zwischen Drehbuch und Treatment, anhand unseres bereits oben erwähnten, sehr ernst gemeinten Beispiel-Stoffs 😉
Szene in Treatmentform
Während Jana und Marc alles versuchen, den Atomreaktor vor der Kernschmelze zu bewahren, verlieben sie sich ineinander.
Szene in Drehbuchform
Innen - Kernkraftwerk – Tag
Ein tiefes Dröhnen lässt die Wände zittern. Staub steigt auf, das Raumlicht flackert. An den Wänden: ein Gewitter aus tausend Lämpchen und blinken Anzeigen.
Marc blättert überfordert in einem dicken Handbuch. Jana hingegen ist über die Steuerkonsolen gebeugt.
MARC
Rot. Warte. Vielleicht doch der grüne Knopf?
JANA
Das kann doch nicht so schwer sein …
Jana wartet ungeduldig – die Zeit drängt!
MARC
Okay. Rot.
JANA
Sicher?
MARC
Sicher.
Marc klingt alles andere als sicher.
JANA
Okay …
Vor Jana blinken ein gutes Dutzend rote Knöpfe … Shit!
Sie versucht einen Moment den richtigen zu finden, fängt dann aber an, einfach alle Knöpfe nacheinander zu drücken.
MARC
Hey! Was …? Spinnst du?
Marc greift nach Janas Hand, um sie abzuhalten, noch mehr Knöpfe zu drücken. Sie macht sich wütend los. Sie sind sich ganz nahe. Aufgewühlt. Und plötzlich küsst Jana Marc.
Der blickt sie verblüfft an. Dann küsst er sie stürmisch zurück.
Sie stoßen dabei an die Konsole und drücken mehrere Knöpfe.
Alles wird plötzlich still.
Sie blicken auf. Haben sie es geschafft?
Außen - Kernkraftwerk - Tag
Eine gigantische Explosion. Das Kraftwerk geht in die Luft.
Der aufsteigende Atompilz formt – ein Herz.
Warum ist ein gutes Treatment wichtig?
Ganz ehrlich: Das Treatment-Schreiben kann ganz schön lästig sein. Vor allem, wenn es im Zuge einer professionellen Stoffentwicklung geschieht – und die Partner*innen zögern und zögern und zögern, endlich den Schritt ins Drehbuch zu wagen, weil dieser ein deutlich größeres finanzielles Commitment für sie bedeutet.
Und weil es auch ein inhaltliches Commitment ist: Ja, wir glauben an diese Version des Stoffes, auf die wir uns in Treatment-Form geeinigt haben!
Aber auch das Treatment selbst hält einige Fallstricke bereit: Es ist eben noch kein Drehbuch. Du kannst die Leser*innen noch nicht mit tollen Dialogen, spannenden Szenenaufbau und zahlreichen originellen Details überzeugen, wie (hoffentlich) später dann im Drehbuch.
Eine viel kürzere Seitenzahl schränkt euch ein und du kannst Plot, Figuren und Stimmung allenfalls skizzenhaft einfangen. Zudem sind hier deine Prosa-Fähigkeiten deutlich mehr gefragt, als später im Drehbuch (auch wenn sie dort nicht schaden können).
Und hab ich schon erwähnt, dass ein Treatment WESENTLICH schlechter bezahlt wird als ein Drehbuch? Und dann meistens auch noch diese Gage auf die Drehbuchgage angerechnet wird, sollte es weitergehen?
Das alles lässt Drehbuchautor*innen das Treatment gelegentlich verfluchen.
Und trotzdem hat das Treatment auch ein paar wirklich wichtige Funktionen:
Stärken und Schwächen finden
Eine Geschichte kurz und knackig in Treatment-Form zusammenzufassen, zeigt schnell und deutlich ihre bereits vorhandenen STÄRKEN und ihre vielleicht noch vorhandenen SCHWÄCHEN. Sowohl für die Schreibenden, als auch für die Lesenden.
Begrenzter Aufwand für Änderungen
Änderungen auf Treatment-Ebene, selbst wenn sie fundamental sind, verbrauchen deutlich weniger Arbeitszeit, als später auf Drehbuchebene. Und wenn fundamentale Änderungen anstehen, dann musst du dich nicht wie im Drehbuch von zahlreichen liebgewonnenen Szenen mit all ihren Details trennen, sondern lediglich von ein paar schön formulierten Treatment-Seiten.
Austesten verschiedener Varianten
Wenn du das Treatment für dich selbst schreibst, dann kannst du schneller verschiedene Varianten deiner Story austesten und so zu der Version deiner Geschichte finden, die dich am meisten überzeugt. Das wäre auf Drehbuchebene praktisch undenkbar viel Aufwand.
Markttest
Genauso kannst du mit einem Treatment schmerzfreier (Achtung: nicht unbedingt schmerzfrei) herausfinden, ob es für deine Story in der Branche zur Zeit überhaupt Interesse gibt. Wenn du ein ganzes Drehbuch schreibst und dann herausbekommst, dass sich momentan (aus welchen Gründen auch immer – es gibt viele) keiner dafür interessiert, ist das garantiert eine größere Enttäuschung.
Partner*innen finden
Wenn du für deinen Stoff werben und Partner*innen gewinnen willst, dann ist das Treatment für den Anfang meist die geeignetere Form, als ein Drehbuch. Denn die wenigsten potentiellen Partner*innen haben Zeit, gleich ein ganzes Drehbuch zu lesen. Vor allem, wenn du dir noch keinen Namen als Drehbuchautor*in gemacht hast.
Es gibt eine Einschränkung: Als Verkaufspapier bieten sich auch PITCH und EXPOSÉ an. Doch oft sind das nur die Appetizer, die zur Frage führen: Hast du da schon etwas „Ausführlicheres“ zu deinem Stoff zu bieten? Und wenn du dann ein Treatment nachlegen kannst, ist das ideal.
Finanzierungswerkzeug
Im Zuge der Stoffentwicklung, aber auch bei einer Einreichung zur Drehbuchförderung ist das Treatment auch ein Finanzierungstool. Produktionsfirmen können auf Basis eines Treatments Sender, Regisseur*innen oder manchmal sogar auch Schauspieler*innen bereits für das Projekt gewinnen. Und für die meisten Drehbuchförderungen ist das Treatment die notwendige Beurteilungsgrundlage.
Speedtool
Ganz pragmatisch: Ein Treatment lässt sich schneller schreiben, als ein Drehbuch. Das kannst du auch an unseren Kursen ablesen: „Treatment in 5 Tagen“ und „Drehbuch in 23 Tagen“. Das sind jeweils sehr sportliche Zeiträume. Und trotzdem: Beim Treatment bist du deutlich schneller.
Typischer Entwicklungsschritt
Ebenfalls pragmatisch: Oft ist das Treatment ein nicht verhandelbarer Entwicklungsschritt in der professionellen Stoffentwicklung. Es schadet also nicht, sich damit zu beschäftigen – und das Treatmentschreiben zu üben. Denn Schreiben lernst du am schnellsten durch Schreiben!
Fazit
Das Schreiben eines Treatments für einen Film oder eine Serie ist nicht einfach und mit echter Arbeit verbunden. Und dennoch ist es zeitlich deutlich weniger Aufwand, als ein ganzes Drehbuch zu schreiben.
Probleme in der Geschichte können oft in Treatment-Form früher und einfacher erkannt werden (von dir selbst, wie von deinen potentiellen Mitstreiter*innen). Insofern ist das Treatment eine Entwicklungsstufe, die gerade professionellen Drehbuchautor*innen häufig begegnet, ganz egal, ob in einer Auftragssituation oder auch beim selbstmotivierten Stoffentwickeln.
Was ist ein Treatment zusammenfassend? Es ist eine wichtige Vorstufe zum Drehbuch von ca. 10–20 Seiten, die oft obligatorischer Schritt in der professionellen Stoffentwicklung ist. Dabei Es ist eine aufs Wesentliche reduzierte Kurzfassung deiner Story von A bis Z, die entweder ein Arbeitspapier ist, in dem deinen Stoff präzisiert, ein Verkaufspapier, mit dem du Mitstreiter*innen für deinen Stoff gewinnen kannst oder eine zeitsparende Möglichkeit zum kreativen Austesten einer Geschichte.
Und es ist eine Textform, die dir als professionelle Drehbuchautor*innen immer wieder begegnen wird – und oft der entscheidende Schritt, um Drehbuchaufträge an Land zu ziehen.
Wenn du in die Entwicklung eines Treatments hineinschnuppern möchtest, dann kannst du dies mit der kostenlose Demo unserer Masterclass tun. Gutes Schreiben!
Romane sind eine deutlich freiere Erzählform als Drehbücher. Denn Drehbücher für Filme oder Serienfolgen müssen meist innerhalb einer streng vorgegebenen Länge bleiben. Das schränkt dann auch die Erzähllänge deutlich ein – sie müssen eben „verfilmbar“ sein.
Auch das bringt eigene Anforderungen an die Art der Erzälhlung und an die Textform mit sich.
ABER: Ich sehe jedes Dramaturgie-Modell erst einmal als Fragenkatalog. Das sind wichtige Fragen an die Autor*innen mit deren Beantwortung wir dem emotionalen, wie auch strukturellen Kern der Geschichte und deren Charaktere näherkommen.
Jede klar beantwortete „Frage“ beinhaltet (mindestens) eine inhaltliche Entscheidung und
stellt eine weitere Weiche im Stoff.
Insofern sehe ich das 8-Sequenz-Modell wie wir es verwenden als gute Grundlage für einen Roman. Es hilft Autor*innen ihre Ideen zu konkretisieren und die Story zu fokussieren. Vor allem, wenn der Roman einer Spannungsdramaturgie oder einer emotionalen Dramaturgie folgen soll, ist das enorm wichtig.
Natürlich gibt es auch experimentellere Romane, die eine solche Dramaturgie vielleicht nicht so dringend brauchen. Aber ich würde jeder Autorin, jedem Autor empfehlen es zumindest einmal auszutesten.
Genauso sehe ich die Form der Outline: Robert hat z. B. seine Romane in relativ kurzer Zeit schreiben können, weil er eine klare Outline dazu entwickelt hat. Und selbst die Treatment-Form kann eine gute Vorbereitung sein fürs Romanschreiben: Die Geschichte einmal von A bis Z in Kurzform aufzuschreiben, das führt oft zu neuen Erkenntnissen über die Geschichte. Gleichzeitig kann es eine gute Vorarbeit für ein Roman-Exposé sein.