Drehbuchautorin am Schreibtisch mit inneren Stimmen, Zensor*innen und Widerständen

Effektiv schreiben
Schreibblockaden sprengen

Was, wenn dir als Autor*in nichts mehr einfällt? Wenn keine Idee kommen will und die Uhr tickt? Wie überkommst du die Angst vor der weißen Seite? Und darüberhinaus: Wie kommst du ins kontinuierlich effektive Arbeiten?

Im Folgenden stelle ich dir meine Strategien vor wie ich Schreibblockaden überwinde. Ich erkläre dir, warum Zwang, Druck und Panik deine Freund*innen beim Finden von Kreativität sind. Und ich zeige dir Tipps und Strategien wie du eine effektive Arbeitsroutine entwickeln kannst, mit der du keine Angst mehr vor dem leeren Blatt haben musst.

Kreativ auf Knopfdruck

Mit dem Schreiben ist es so eine Sache: Auf der einen Seite sehnt sich jede*r Autor*in danach. Du platzt vor Ideen, die in deiner Vorstellung bereits fertige Drehbücher, Romane oder Serienfolgen sind …

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Tage, da sitzt du vor dem Rechner, vor dieser verdammten weißen Seite, und es geht auf einmal nichts mehr. Alles in dir sträubt sich loszulegen.

Du hast das sicher auch schon einmal erlebt. Ich auch, keine Sorge. Solange Schreiben dein Hobby ist, kannst du den Laptop dann einfach zuklappen. Problem erledigt.

Wenn du aber professionelle*r Autor*in bist und dein Lebensunterhalt davon abhängt, ob du schreibst oder nicht, sieht die Sache schon anders aus. Auf Knopfdruck kreativ zu sein, scheint eben nicht immer zu klappen. Was tun?

Nichts geht mehr … Schreibblockade

An solchen Tagen melden sich schnell die allzu bekannten inneren Stimmen:

Vielleicht doch lieber noch mal kurz die E-Mails checken?
Oder mal die Beine vertreten. Langes Sitzen ist schließlich ungesund …
Hunger? Mal sehen, was der Kühlschrank hergibt.
Ein dritter Kaffee hat noch niemandem geschadet …
Die neuesten Nachrichten inspirieren mich doch sicher …

Die Liste der Ausflüchte lässt sich beliebig verlängern. Denn sobald du losschreibst, musst du deine schillernden Träume und Ideen in profanen Text umsetzen. Und das ist nicht nur mühsam, sondern es offenbart auch, dass du deine eigenen Ideen hemmungslos idealisiert hat. Sobald du sie aber in einen konkreten Text bannen musst, zeigen sich die Lücken, die Fehler, die Logikfragen – all die Schrammen und Dellen deiner Story. Da ist es doch wesentlich angenehmer, die idealisierte Idee noch etwas zu behalten …

Wie aber was machst du bei einer Schreibblockade? Wie überwindest du das kreative Loch und den Kampf gegen die weiße Seite?

Die einzige Antwort, die ich bislang gefunden habe, ist ein schriller Dreiklang aus
ZWANG, DRUCK und PANIK.

Das hört sich jetzt vielleicht dramatisch an. Sorry, Berufskrankheit. Positiver ausgedrückt, würde ich sagen:

Struktur, Deadlines und Zeitmanagement

Egal von welcher Seite aus du das Ganze betrachtest, um eines kommst du nicht herum: Schreiben verlangt nicht nur nach Organisations- und Planungsaufwand in Sachen Storytelling. Es fordert auch eine große Portion Selbstorganisation. Was mir deshalb am meisten hilft Schreibblockaden zu lösen ist ein strukturierter Arbeitsplan.

Autor*innen sehen sich in einer romantischen Fantasie-Fassung ihrer selbst gerne so, wie sie es selbst aus Filmen und Büchern kennen: Aus heiterem Himmel von der Muße geküsst, lässt er*sie zu jeder Tages- oder Nachtzeit alles stehen und liegen, schreibt eine Geschichte im Schreibrausch zu Ende – natürlich ohne jegliche Notwendigkeit von Korrekturen, direkt in der finalen Fassung und reif für die Abgabe …

Vielleicht gibt es solche magischen Autoren*innen irgendwo auf der Welt, ganz von ihrer Genialität geleitet, ein endloser, sprudelnder Quell der Inspiration. Die Wirklichkeit sieht für die meisten von uns leider anders aus.

Schreibtipps für Normalsterbliche

Schreiben ist eine Kunst. Das steht außer Frage. Der Schreiballtag für professionelle Autoren*innen ist jedoch geprägt von vertraglichen Absprachen, Deadlines und Projektvorgaben. Wenn ich mich an die nicht halte, wird die Kunst schnell brotlos. Und es lebt sich einfach besser mit Brot. Und Butter. Und dazu braucht es Disziplin.

Klingt schrecklich, ist aber so: Disziplin ist eine Grundvoraussetzung. Diese Erkenntnis ist meist das Ergebnis eines mühsamen Weges, gesäumt von versandeten Schreibprojekten und verpassten Chancen. Ein*e Autor*in ohne Struktur hat schlicht zu wenig Output.

Und gerade, weil es völlig normal (und eine finanzielle Notwendigkeit) ist, dass Autor*innen an mehreren Projekten parallel arbeiten, bedeutet das: Aufräumen, strukturieren, Ordnung schaffen, Ziele setzen und dies auch einhalten.

Wie gesagt: ZWANG, DRUCK und PANIK.

Du fragst dich vielleicht, ob in einem disziplinierten Büroalltag überhaupt Platz für Kreativität ist. Ersticken Struktur und Ordnung nicht jeden Funken künstlerischer Inspiration? Machen sie dich zur abgebrühten „Schreibmaschine“?

Kreativität trainieren

Nein. Denn die These, dass Kreativität kommt und geht, wann und wie sie will, stimmt so nicht.

Klar gibt es Durchhänge-Tage, an denen inhaltlich deutlich weniger geht, als an guten Tagen.

Aber Großteils ist Kreativität viel bodenständiger, als du wahrscheinlich annimmst. Wenn du ihr einen festen Platz und einen festen Zeitraum gibst, dann kommt sie auch. Kreativität mag Routine. Du kannst nicht nur dich selbst, sondern auch deine Kreativität konditionieren.

Und glaub mir, ich spreche aus Erfahrung: In den ersten Jahren habe ich eine ganze Reihe halbfertiger Drehbuchprojekte mit mir herumgetragen, die ich am Ende nie vollendet habe. Nicht weil all die Ideen schlecht waren. Sondern, weil mir die Arbeitsstruktur gefehlt hat.

Was bedeutet das für deine Arbeit konkret? Nachfolgend meine Tipps.

Die Strategie

Für jedes deiner Projekte – und das können mehrere gleichzeitig sein – machst du dir einen Zeitplan. Dann teilst du deinen Arbeitstag in verschiedene Phasen ein. Manche Phasen sind fürs Planen, andere fürs Schreiben, und wiederum andere für Gespräche, Meetings und Bürokram.

Setz dir Ziele und schätze ab, wie lange du brauchst, um diese Ziele zu erreichen. Du kannst dabei Tages-, Wochen- oder auch Gesamtziele formulieren. Hauptsache ist, dass du weißt, wohin du willst und wann du dort ankommen solltest. Und dann folge deinem Plan. Nicht unbedingt sklavisch, aber trotzdem konsequent. Solltest du merken, dass ein Ziel unrealistisch ist, korrigiere es. Aber sei dabei ehrlich zu dir: Weil du dich gerade nicht danach fühlst, ist kein guter Grund, eine Deadline zu verlegen.

Versteh mich nicht falsch: Auch super strukturiertes Arbeiten kann richtig anstrengend sein. Vor allen an Tagen, an denen die Worte nicht so richtig fließen wollen. Und selbst mit der besten Disziplin siegt manchmal die Prokrastination.

Aber im Großen und Ganzen wirst du feststellen, dass du durch strenge Zeiteinteilung nicht nur produktiver wirst, sondern auch KREATIVER. Einfach weil deine Kreativität dann ihren festen Platz in deinem Arbeitsalltag hat.
Okay, wie sieht das Ganze nun genau aus?

Die Umsetzung

Ein Drehbuchautor tippt schnell mit fliegenden Fingern auf einer Tastatur – Schreibblockade überwunden

Egal, ob dir ein kompletter Arbeitstag zur Verfügung steht, oder ob du nur einen Teil deiner Zeit fürs Schreiben verwendest, Hauptsache ist, du richtest dir klare Arbeitseinheiten ein.

Mit diesen vier einfachen Schritten legst du den Grundstein:

  1. Frag dich: Wie viel Zeit steht mir zur Verfügung? Mach dir einen realistischen Plan darüber, wie viel Zeit du an welchen Tagen der Woche fürs Schreiben verwenden kannst und willst. Leg konkrete Schreibphasen fest. Minimum eine halbe Stunde pro Phase.
  2. Sei großzügig mit dir selbst: Plane die Länge und Häufigkeit deiner Schreibphasen lieber etwas pessimistischer, damit du dich nicht von Anfang an überforderst. Das ist wie beim sportlichen Training: nimmst du dir zu viel vor, macht man bald frustriert gar nichts mehr – und hat einen Mega-Muskelkater …
  3. Stell einen inhaltlichen Plan auf: Leg fest, was du bis wann erledigt haben willst. Auch hier musst du ehrlich zu dir selbst sein. Wie viel Zeit brauchst du wirklich?
  4. Okay, dieser Schritt ist nicht mehr ganz so einfach, aber der wichtigste: Halte dich an deinen Plan!

Wenn du gerade erst damit begonnen hast, deine Schreibarbeit zu strukturieren, kann es sinnvoll für dich sein, ein oder zwei Testwochen einzulegen. Nutze die Testwochen um herausfinden, wie viel du tatsächlich in welchen Zeitabschnitten schaffst und wie lange am Stück du fürs Schreiben aufwenden willst. Dann fällt es dir leichter, realistische Ziele zu setzen, die du einhalten kannst.

Obwohl ich inzwischen genug Routine habe, um meine Ziele einzuschätzen, bin ich auch flexibel und ändere Etappenziele, wenn ich bei einem Arbeitsschritt schneller oder langsamer vorankomme, als gedacht.

Und weil Projekte stets unterschiedliche Anforderungen haben, ist meine Arbeitswoche zwar recht streng strukturiert, aber nie monoton. Ich arbeite zu klassischen Bürozeiten von ca. 8:00–17:00 Uhr und teile mir meinen Tag grundsätzlich in zwei Phasen ein: Vormittag und Nachmittag, in denen ich an zwei unterschiedlichen Projekten arbeite.

Das ist zumindest mein Idealzustand. Manchmal muss ich auch auf drei Phasen umbauen, was deutlich anstrengender (und oder) zeitraubender ist. Aber hin und wieder erfordert das die Auftragslage. Und manchmal habe ich den Luxus nur an einem Projekt arbeiten zu müssen, den ich dann sehr genieße.

Zeitknappheit

Mach dir keinen Kopf, falls du merkst, dass du dir gar nicht so viel Zeit fürs Schreiben reservieren kannst: Du wirst erstaunt sein, wie weit du in einer konzentrierten halben Stunde kommst, wenn du dich erst mal an deinen neuen Schreibrhythmus gewöhnt hast.

Denn Zeitknappheit kann auch enorm anspornen. Es bleibt dann schlicht keine Zeit für Prokrastination… Die knappe Zeit ist vermutlich sogar der wirksamste Sprengstoff, um Schreibblockaden zu pulverisieren.

Fazit

Wir alle haben Tage, an denen das Gehirn wie leergefegt ist und das leere Blatt vor uns wie ein Spiegel unserer Kreativität zu sein scheint. Anstatt im Angesicht einer solchen Schreiobblockade verzweifelt die Stirn auf die Tischplatte fallen zu lassen, heißt es Disziplin zu entwickeln. Denn mit dem richtigen Plan entkommst du der Angst vor der weißen Seite.

Strukturiere deine Schreibarbeit, lege konkrete Schreibphasen und Ziele fest. Und halte dich an deinen Plan. Gib dir einen verbindlichen Rahmen – einen Vertrag mit dir selbst. Dadurch zähmst du den scheinbar „unkontrollierbaren“ Schreibprozess.

Struktur erstickt dabei sicher nicht deine Kreativität. Im Gegenteil: Indem du das Schreiben in deinen Alltag integrierst, gibst du der Kreativität ihren festen Platz in deinem Leben. Und Schreibblockaden kannst du direkt überwinden.

Die Angst vor dem leeren Blatt hat sich also für immer erledigt. Oder?

Nun ja, nein. Aber der Unterschied ist: Die weiße Seite ist dann nur noch das kurze, lästige Zögern, bevor deine Routine das Steuer übernimmt und deiner Kreativität auf die Sprünge hilft. Und am Ende deines Schreibtages steht dann die volle Seite.

Danach kannst du dann in Ruhe E-Mails checken …

Wenn du überhaupt erstmal anfangen willst, dann haben wir hier einen Artikel wie du ein Drehbuch schreibst. Wenn du dein Drehbuch fertig geschrieben hast, dann schildern dir Robert und Flo hier, wie du dein Drehbuch verkaufen kannst und hier gibt Flo Hilfestellung ob du dir eine Drehbuchagentur besorgen solltest.

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Florian Puchert
Florian Puchert
Freier Drehbuchautor, Regisseur und Dramaturg. Honorarprofessor für Drehbuch am Lehrstuhl Creative Writing bei Doris Dörrie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München.
Storyboard von Benjamin Kniebe
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