Der für fünf Oscars nominierte Film von 2023 ist die zweite Kollaboration von Regisseur Alexander Payne und Hauptdarsteller Paul Giamatti nach dem ebenfalls sehr empfehlenswerten „Sideways“ (2004).
Warum er hier erwähnt werden soll? Der Film bietet zahlreiche Drehbuchlektionen.
Ich möchte hier eine dieser Lektionen herausstellen: Die Verwendung von BACKSTORY-WOUNDS, die in diesem Film, sowohl für Protagonist PAUL HUNMAN (Giamatti), als auch für die zweitwichtigste Figur im Film, seinem Schüler ANGUS TULLY (Dominic Sessa) essentiell ist.
Spät im Film werden der Protagonist und sein Gegenspieler/Protegé mit ihren Backstory-Wounds konfrontiert, die sie sorgsam voreinander und vor der Welt verheimlicht haben. Dadurch begreifen wir, wie schwerwiegend diese Wunden für die Charaktere sind – und verstehen sie als Quell ihrer charakterlichen Probleme. Dies führt zu einem tieferen Verständnis der Figuren. Wir begreifen nun, warum sie ihre charakterlichen Probleme entwickelt haben – durch einen falschen Umgang mit ihrer Backstory-Wound.
Auch sehr schön zu sehen: Ihre Wunden sind etwas, dass die Figuren nie freiwillig offenbaren würden. Nein. Sie müssen damit konfrontiert werden. Erst dann sind sie bereit darüber zu sprechen (in Pauls Fall) oder sie durch eine Handlung zu offenbaren (in Tullys Fall).
Ein so figurenfokussierter Film wie Holdovers lebt davon, die Figuren dabei zu beobachten, wie sie mit ihren Fehlern ringen und versuchen diese zu überwinden. Insofern ist es essentiell eine Idee davon zu bekommen, warum sie diese Fehler überhaupt entwickelt haben.
Und dazu ist die richtig gesetzte BACKSTORY-WOUND das perfekte Werkzeug.

The Holdovers
Perfekter Impuls für Backstory-Wounds
- Von Florian Puchert
- letztes Update am 12. April 2024
- in Schreib-Inspiration
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Florian Puchert
Ich bin freier Drehbuchautor, Regisseur und Dramaturg sowie Honorarprofessor für Drehbuch am Lehrstuhl Creative Writing an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Mehr zu mir